Kur­zes oder lan­ges Pro­to­koll — Was ist bei IVF / ICSI der Unter­schied?

Frau bei Stimulation für die künstliche Befruchtung

Kur­zes oder lan­ges Pro­to­koll — bei einer IVF oder ICSI gibt es unter­schied­li­che Sti­mu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten, zur Anre­gung der Eier­stö­cke. Vie­le fra­gen sich zu Beginn: Was ist der Unter­schied? Und wel­ches Pro­to­koll ist für mich das rich­ti­ge?

Hier bekommst du einen Über­blick. Wir erklä­ren dir, wie das kur­ze und das lan­ge Pro­to­koll funk­tio­nie­ren, wel­che Vor- und Nach­tei­le es gibt – und wor­auf es bei der Ent­schei­dung ankommt.

Was bedeu­ten kur­zes und lan­ges Pro­to­koll in der Kin­der­wunsch­be­hand­lung?

In der Kin­der­wunsch­me­di­zin wer­den ver­schie­de­ne Sti­mu­la­ti­ons­pro­to­kol­le ein­ge­setzt, um die Eier­stö­cke anzu­re­gen, meh­re­re Eizel­len gleich­zei­tig her­an­rei­fen zu las­sen. Dies erhöht die Chan­cen, bei einer IVF oder ICSI-Behand­lung aus­rei­chend befruch­tungs­fä­hi­ge Eizel­len zu gewin­nen. Die bei­den häu­figs­ten Pro­to­kol­le sind das “lan­ge Pro­to­koll” und das “kur­ze Pro­to­koll”.

Der Haupt­un­ter­schied liegt nicht nur in der Dau­er der Behand­lung, son­dern vor allem in der Art der ver­wen­de­ten Medi­ka­men­te und dem Zeit­punkt ihrer Anwen­dung. Beim lan­gen Pro­to­koll kom­men soge­nann­te GnRH-Ago­nis­ten zum Ein­satz, wäh­rend beim kur­zen Pro­to­koll über­wie­gend GnRH-Ant­ago­nis­ten ver­wen­det wer­den. Die­se Unter­schie­de haben bedeu­ten­de Aus­wir­kun­gen auf den Behand­lungs­ver­lauf, die Belas­tung für die Frau und mög­li­cher­wei­se auch auf die Erfolgs­aus­sich­ten.

Das lan­ge Pro­to­koll — Ablauf und Wir­kungs­wei­se

Das lan­ge Pro­to­koll war lan­ge Zeit der Gold­stan­dard in der Kin­der­wunsch­be­hand­lung und wird auch heu­te noch häu­fig ange­wen­det. Es zeich­net sich durch eine län­ge­re Behand­lungs­dau­er aus und beginnt bereits im Vor­zy­klus.

Ablauf des lan­gen Pro­to­kolls

Der typi­sche Ablauf eines lan­gen Pro­to­kolls gestal­tet sich wie folgt:

  1. Down-Regu­lie­rung: Am 21. Zyklus­tag des Vor­zy­klus (etwa eine Woche vor der erwar­te­ten Peri­ode) beginnt die Frau mit der Ein­nah­me oder Injek­ti­on eines GnRH-Ago­nis­ten. Die­ses Medi­ka­ment führt zunächst zu einem kur­zen Anstieg der kör­per­ei­ge­nen Hor­mo­ne FSH und LH, bevor es die Hypo­phy­se (Hirn­an­hang­drü­se) her­un­ter­re­gu­liert.
  2. Über­prü­fung: Nach etwa zwei Wochen, wenn die Peri­ode ein­ge­setzt hat, wird mit­tels Ultra­schall und Blut­un­ter­su­chung über­prüft, ob die Down-Regu­lie­rung erfolg­reich war. Die Eier­stö­cke soll­ten in einem Ruhe­zu­stand sein, ähn­lich dem Zustand wäh­rend der Wech­sel­jah­re.
  3. Sti­mu­la­ti­ons­pha­se: Nun beginnt die eigent­li­che Sti­mu­la­ti­on mit FSH (Fol­li­kel­sti­mu­lie­ren­des Hor­mon) oder einer Kom­bi­na­ti­on aus FSH und LH. Die­se Hor­mo­ne wer­den täg­lich inji­ziert, um das Wachs­tum meh­re­rer Eibläs­chen (Fol­li­kel) anzu­re­gen.
  4. Fol­li­kel­kon­trol­le: Mit­tels regel­mä­ßi­ger Ultra­schall­kon­trol­len wird das Wachs­tum der Fol­li­kel über­wacht. Die Sti­mu­la­ti­ons­do­sis kann je nach Anspre­chen ange­passt wer­den.
  5. Aus­lö­sen des Eisprungs: Wenn die Fol­li­kel die opti­ma­le Grö­ße erreicht haben (etwa 18–20 mm), wird der Eisprung durch eine Injek­ti­on mit huma­nem Cho­ri­on­go­na­do­tro­pin (hCG) oder GnRH-Ago­nis­ten aus­ge­löst.
  6. Eizell­ent­nah­me: 35–36 Stun­den nach der Aus­lö­sung erfolgt die Eizell­ent­nah­me (Fol­li­kel­punk­ti­on) unter Ultra­schall­kon­trol­le.

Die Gesamt­dau­er des lan­gen Pro­to­kolls beträgt etwa 4–5 Wochen, wobei die eigent­li­che Sti­mu­la­ti­ons­pha­se etwa 10–14 Tage dau­ert.

Das kur­ze Pro­to­koll — Ablauf und Wir­kungs­wei­se

Das kur­ze Pro­to­koll, auch Ant­ago­nis­ten-Pro­to­koll genannt, hat in den letz­ten Jah­ren zuneh­mend an Bedeu­tung gewon­nen. Es zeich­net sich durch eine kür­ze­re Behand­lungs­dau­er und einen ande­ren Wirk­me­cha­nis­mus aus.

Ablauf des kur­zen Pro­to­kolls

  1. Beginn der Sti­mu­la­ti­on: Das kur­ze Pro­to­koll beginnt direkt am 2. oder 3. Tag des Zyklus (nach Ein­set­zen der Peri­ode) mit der Injek­ti­on von FSH oder einer Kom­bi­na­ti­on aus FSH und LH.
  2. Fol­li­kel­kon­trol­le: Mit­tels regel­mä­ßi­ger Ultra­schall­kon­trol­len wird das Wachs­tum der Fol­li­kel über­wacht.
  3. Ein­satz des GnRH-Ant­ago­nis­ten: Wenn die Fol­li­kel eine bestimm­te Grö­ße erreicht haben (etwa 12–14 mm) oder der Öst­ra­diol­wert im Blut einen bestimm­ten Schwel­len­wert über­schrei­tet (meist um den 5.–6. Sti­mu­la­ti­ons­tag), wird zusätz­lich ein GnRH-Ant­ago­nist gege­ben. Die­ser ver­hin­dert einen vor­zei­ti­gen Eisprung, indem er die Aus­schüt­tung von LH blo­ckiert.
  4. Aus­lö­sen des Eisprungs: Wie beim lan­gen Pro­to­koll wird der Eisprung aus­ge­löst, wenn die Fol­li­kel die opti­ma­le Grö­ße erreicht haben.
  5. Eizell­ent­nah­me: 35–36 Stun­den nach der Aus­lö­sung erfolgt die Fol­li­kel­punk­ti­on.

Die Gesamt­dau­er des kur­zen Pro­to­kolls beträgt etwa 2 Wochen, was deut­lich kür­zer ist als beim lan­gen Pro­to­koll.

GnRH-Ago­nis­ten vs. GnRH-Ant­ago­nis­ten — Der medi­zi­ni­sche Hin­ter­grund

Um die Unter­schie­de zwi­schen lan­gem und kur­zem Pro­to­koll bes­ser zu ver­ste­hen, ist es wich­tig, die Wir­kungs­wei­se der ver­wen­de­ten Medi­ka­men­te zu ken­nen:

GnRH-Ago­nis­ten (lan­ges Pro­to­koll)

GnRH-Ago­nis­ten (wie Deca­pep­tyl, Lucrin oder Zola­dex) wir­ken, indem sie zunächst die kör­per­ei­ge­ne Pro­duk­ti­on von FSH und LH stei­gern (Fla­re-up-Effekt). Nach etwa 10–14 Tagen führt die kon­ti­nu­ier­li­che Ver­ab­rei­chung jedoch zu einer “Erschöp­fung” der Hypo­phy­se, was zu einem star­ken Abfall der Hor­mon­pro­duk­ti­on führt. Die­ser Zustand wird als “Down-Regu­lie­rung” bezeich­net und ähnelt hor­mo­nell den Wech­sel­jah­ren.

Der Vor­teil die­ser Metho­de liegt dar­in, dass die kör­per­ei­ge­ne Hor­mon­pro­duk­ti­on voll­stän­dig unter­drückt wird, was eine prä­zi­se Steue­rung der Sti­mu­la­ti­on ermög­licht. Der Nach­teil ist der anfäng­li­che Fla­re-up-Effekt und die län­ge­re Behand­lungs­dau­er.

GnRH-Ant­ago­nis­ten (kur­zes Pro­to­koll)

GnRH-Ant­ago­nis­ten (wie Orgalu­tran oder Cetro­ti­de) blo­ckie­ren direkt die GnRH-Rezep­to­ren an der Hypo­phy­se, ohne vor­her einen Fla­re-up-Effekt aus­zu­lö­sen. Sie wir­ken sofort und ver­hin­dern so einen vor­zei­ti­gen LH-Anstieg und damit einen unge­woll­ten Eisprung.

Der Vor­teil die­ser Medi­ka­men­te liegt in ihrer schnel­len Wir­kung und der Ver­mei­dung des Fla­re-up-Effekts. Sie müs­sen erst ein­ge­setzt wer­den, wenn die Fol­li­kel bereits eine bestimm­te Grö­ße erreicht haben, was die Behand­lungs­dau­er ver­kürzt und die Medi­ka­men­ten­be­las­tung redu­ziert.

Vor­tei­le und Nach­tei­le des lan­gen Pro­to­kolls bei IVF / ICSI

Vor­tei­le:

  • Voll­stän­di­ge Kon­trol­le über den Zyklus durch die Down-Regu­lie­rung
  • Höhe­re Anzahl an gewon­ne­nen Eizel­len mög­lich
  • Gerin­ge­res Risi­ko eines vor­zei­ti­gen Eisprungs
  • Bes­se­re Plan­bar­keit der Behand­lung
  • Beson­ders geeig­net für Frau­en mit hohem Risi­ko für einen vor­zei­ti­gen LH-Anstieg

Nach­tei­le:

  • Län­ge­re Behand­lungs­dau­er (4–5 Wochen)
  • Höhe­re Gesamt­do­sis an Hor­mo­nen nötig
  • Mehr Neben­wir­kun­gen durch den künst­lich indu­zier­ten “Wech­sel­jahrs­zu­stand” (Hit­ze­wal­lun­gen, Stim­mungs­schwan­kun­gen)
  • Höhe­res Risi­ko für das ova­ri­el­le Hyper­sti­mu­la­ti­ons­syn­drom (OHSS)
  • Mehr Arzt­be­su­che und Kon­trol­len erfor­der­lich

Vor­tei­le und Nach­tei­le des kur­zen Pro­to­kolls IVF / ICSI

Vor­tei­le:

  • Kür­ze­re Behand­lungs­dau­er (etwa 2 Wochen)
  • Gerin­ge­re Gesamt­do­sis an Hor­mo­nen
  • Weni­ger Neben­wir­kun­gen
  • Gerin­ge­res Risi­ko für OHSS
  • Weni­ger Arzt­be­su­che und Kon­trol­len
  • Mehr Fle­xi­bi­li­tät in der Behand­lungs­pla­nung
  • Beson­ders geeig­net für Frau­en mit gerin­ge­rer Eizell­re­ser­ve (z.B. älte­ren Frau­en)

Nach­tei­le:

  • Ten­den­zi­ell weni­ger Eizel­len gewon­nen (kann jedoch bei ent­spre­chen­der Dosie­rung aus­ge­gli­chen wer­den)
  • Bei bestimm­ten Pati­en­tin­nen höhe­res Risi­ko eines vor­zei­ti­gen LH-Anstiegs

Für wen eig­net sich wel­ches Pro­to­koll?

Die Wahl des Pro­to­kolls soll­te immer indi­vi­du­ell getrof­fen wer­den und hängt von ver­schie­de­nen Fak­to­ren ab:

Das lan­ge Pro­to­koll (GnRH-Ago­nis­ten) kann geeig­net sein für:

  • Pati­en­tin­nen mit nor­ma­ler bis guter Ovar­re­ser­ve, unab­hän­gig vom Alter
  • Frau­en mit Endo­me­trio­se, da es eine bes­se­re Sup­pres­si­on der Endo­me­trio­se-Her­de bewir­ken kann
  • Pati­en­tin­nen mit Risi­ko für einen vor­zei­ti­gen LH-Anstieg
  • Situa­tio­nen, in denen eine maxi­ma­le Anzahl an Eizel­len gewon­nen wer­den soll (z.B. für Kryo­kon­ser­vie­rung)

Das kur­ze Pro­to­koll (GnRH-Ant­ago­nis­ten) kann geeig­net sein für:

  • Frau­en mit erhöh­tem Risi­ko für OHSS, ins­be­son­de­re bei PCOS
  • Pati­en­tin­nen, die eine kür­ze­re Behand­lungs­dau­er bevor­zu­gen
  • Frau­en, bei denen fle­xi­ble Zyklus­pla­nung wich­tig ist
  • Pati­en­tin­nen mit unter­schied­li­chen Ovar­re­ser­ven — das Pro­to­koll ist viel­sei­tig ein­setz­bar

Neben­wir­kun­gen und Belas­tun­gen für den Kör­per

Bei­de Pro­to­kol­le kön­nen mit Neben­wir­kun­gen ver­bun­den sein, wobei das lan­ge Pro­to­koll in der Regel mit stär­ke­ren Neben­wir­kun­gen ein­her­geht:

Mög­li­che Neben­wir­kun­gen des lan­gen Pro­to­kolls:

  • Hit­ze­wal­lun­gen und Schweiß­aus­brü­che (durch den künst­lich indu­zier­ten “Wech­sel­jahrs­zu­stand”)
  • Stim­mungs­schwan­kun­gen, Reiz­bar­keit, depres­si­ve Ver­stim­mun­gen
  • Kopf­schmer­zen
  • Schlaf­stö­run­gen
  • Tro­cken­heit der Schleim­häu­te
  • Höhe­res Risi­ko für OHSS

Mög­li­che Neben­wir­kun­gen des kur­zen Pro­to­kolls:

  • Loka­le Reak­tio­nen an der Injek­ti­ons­stel­le
  • Leich­te Stim­mungs­schwan­kun­gen
  • Kopf­schmer­zen
  • Gerin­ge­res, aber den­noch vor­han­de­nes Risi­ko für OHSS

Eine indi­vi­du­el­le Bera­tung und eng­ma­schi­ge Über­wa­chung wäh­rend der Behand­lung sind bei bei­den Pro­to­kol­len wich­tig, um Neben­wir­kun­gen früh­zei­tig zu erken­nen und ggf. gegen­zu­steu­ern.

Die Ent­schei­dungs­fin­dung — Wie du gemein­sam mit dei­nem Arzt die rich­ti­ge Wahl triffst

Die Ent­schei­dung für ein bestimm­tes Pro­to­koll soll­te immer in enger Abspra­che mit dem behan­deln­den Repro­duk­ti­ons­me­di­zi­ner getrof­fen wer­den. Fol­gen­de Fak­to­ren spie­len bei der Ent­schei­dungs­fin­dung eine Rol­le:

  1. Ovar­re­ser­ve: Die­se wird durch Hor­mon­wer­te (AMH, FSH) und die Anzahl der antra­len Fol­li­kel (AFC) bestimmt.
  2. Frü­he­re Behand­lungs­er­fah­run­gen: Wie hat die Frau auf vor­he­ri­ge Sti­mu­la­tio­nen reagiert?
  3. Risi­ko­fak­to­ren für OHSS: Bei erhöh­tem OHSS-Risi­ko (z.B. bei PCOS) wird oft das kur­ze Pro­to­koll bevor­zugt.
  4. Zeit­li­che Fak­to­ren: Wann soll die Behand­lung statt­fin­den? Wie fle­xi­bel kann der Zeit­plan sein?
  5. Per­sön­li­che Prä­fe­ren­zen: Wie wich­tig ist der Pati­en­tin eine kür­ze­re Behand­lungs­dau­er? Wie gut kann sie mit Neben­wir­kun­gen umge­hen?

Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass es nicht das “eine rich­ti­ge” Pro­to­koll für alle Frau­en gibt. Die Kin­der­wunsch­be­hand­lung soll­te immer indi­vi­du­ell auf die spe­zi­fi­sche Situa­ti­on und die Bedürf­nis­se jeder ein­zel­nen Pati­en­tin abge­stimmt wer­den.

Aktu­el­le Trends in der Repro­duk­ti­ons­me­di­zin gehen zudem in Rich­tung “per­so­na­li­sier­te Sti­mu­la­ti­ons­pro­to­kol­le”, bei denen die Eigen­schaf­ten bei­der Pro­to­kol­le kom­bi­niert oder modi­fi­ziert wer­den kön­nen, um die best­mög­li­chen Ergeb­nis­se für die jewei­li­ge Pati­en­tin zu erzie­len.

Häu­fig gestell­te Fra­gen zu: Kur­zes und Lan­ges Pro­to­koll

Ist das kur­ze Pro­to­koll wirk­lich kür­zer, und wenn ja, um wie viel?

Ja, das kur­ze Pro­to­koll dau­ert etwa 2 Wochen, wäh­rend das lan­ge Pro­to­koll 4–5 Wochen in Anspruch nimmt. Der Haupt­un­ter­schied liegt dar­in, dass beim lan­gen Pro­to­koll bereits im Vor­zy­klus mit der Down-Regu­lie­rung begon­nen wird.

Wel­ches Pro­to­koll ist bei IVF bzw. ICSI kos­ten­güns­ti­ger?

In der Regel ist das kur­ze Pro­to­koll etwas kos­ten­güns­ti­ger, da weni­ger Medi­ka­men­te benö­tigt wer­den und weni­ger Kon­troll­un­ter­su­chun­gen not­wen­dig sind. Die genau­en Kos­ten hän­gen jedoch von der indi­vi­du­el­len Dosie­rung und dem Ver­lauf der Behand­lung ab.

Kann ich nach einem erfolg­lo­sen Ver­such mit dem lan­gen Pro­to­koll zum kur­zen Pro­to­koll wech­seln?

Ja, nach einem erfolg­lo­sen Ver­such wird der Repro­duk­ti­ons­me­di­zi­ner die Behand­lung eva­lu­ie­ren und mög­li­cher­wei­se ein ande­res Pro­to­koll vor­schla­gen. Ein Wech­sel zwi­schen den Pro­to­kol­len ist durch­aus üblich.

Gibt es Unter­schie­de in der Qua­li­tät der gewon­ne­nen Eizel­len zwi­schen bei­den Pro­to­kol­len?

Stu­di­en haben bis­her kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de in der Qua­li­tät der Eizel­len zwi­schen den bei­den Pro­to­kol­len nach­ge­wie­sen. Die Anzahl der gewon­ne­nen Eizel­len ist beim lan­gen Pro­to­koll oft höher, was jedoch nicht auto­ma­tisch zu bes­se­ren Erfolgs­ra­ten führt.

Kann ich bei bei­den Pro­to­kol­len arbei­ten gehen oder muss ich mich krank mel­den?

Bei bei­den Pro­to­kol­len kannst du in der Regel dei­nen nor­ma­len All­tag fort­füh­ren. Die Kon­troll­ter­mi­ne kön­nen meist so gelegt wer­den, dass sie dein Berufs­le­ben nicht zu sehr beein­träch­ti­gen. In den letz­ten Tagen vor der Eizell­ent­nah­me und am Tag der Ent­nah­me selbst kann es jedoch sinn­voll sein, sich zu scho­nen.

Wel­ches Pro­to­koll wird bei IVF / ICSI häu­fi­ger ange­wen­det?

In den letz­ten Jah­ren hat das kur­ze Pro­to­koll zuneh­mend an Bedeu­tung gewon­nen und wird in vie­len Zen­tren mitt­ler­wei­le häu­fi­ger ange­wen­det als das lan­ge Pro­to­koll. Die genaue Ver­tei­lung vari­iert jedoch je nach Kin­der­wunsch­zen­trum.

Sind die Erfolgs­aus­sich­ten bei bei­den Pro­to­kol­len gleich?

Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen ver­gleich­ba­re Erfolgs­ra­ten bei bei­den Pro­to­kol­len. In bestimm­ten Pati­en­ten­grup­pen kann eines der Pro­to­kol­le jedoch leich­te Vor­tei­le bie­ten. Die indi­vi­du­el­len Fak­to­ren wie Ovar­re­ser­ve, frü­he­re Behand­lungs­er­geb­nis­se und spe­zi­fi­sche medi­zi­ni­sche Bedin­gun­gen sind für die Erfolgs­chan­cen meist wich­ti­ger als die Wahl des Pro­to­kolls selbst.

Wie oft muss ich zur Kon­trol­le wäh­rend der Kin­der­wunsch-Behand­lung?

Beim lan­gen Pro­to­koll sind in der Regel mehr Kon­troll­ter­mi­ne not­wen­dig (etwa 5–7), wäh­rend beim kur­zen Pro­to­koll oft mit 3–5 Kon­troll­ter­mi­nen aus­ge­kom­men wer­den kann. Die genaue Anzahl hängt jedoch vom indi­vi­du­el­len Ver­lauf ab.

Gibt es neue­re Alter­na­ti­ven zu die­sen bei­den klas­si­schen Pro­to­kol­len?

Ja, in den letz­ten Jah­ren wur­den ver­schie­de­ne Modi­fi­ka­tio­nen und neue Ansät­ze ent­wi­ckelt, wie z.B. das “Dual Stimulation”-Protokoll (Duo­Stim), das PPOS-Pro­to­koll (Pro­ge­stin-Pri­med Ova­ri­an Sti­mu­la­ti­on) oder ver­schie­de­ne Mild-Sti­mu­la­ti­on-Pro­to­kol­le. Die­se wer­den jedoch meist in spe­zi­el­len Situa­tio­nen oder im Rah­men von Stu­di­en ein­ge­setzt.

Claudia
Aut­hor: Clau­dia

Clau­dia hat über 10 Jah­re Kin­der­wunsch-Erfah­rung — sie ist Endo­me­trio­se-Figh­te­rin, IVF-Ken­ne­rin, ICSI-Schwes­ter, Pimp my Eggs Befür­wor­te­rin und Initia­to­rin der Kin­der­wunsch-Bewe­gung #1von7

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert