“Das Schlimms­te war die Fehl­ge­burt nach dem drit­ten Ver­such. Die Hoff­nung, hat uns vor­an­ge­bracht.”

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Fehlgeburt ICSI


Heu­te im Inter­view:

Prin­ni (Insta­gram-Name):
36 Jah­re, 2 Kin­der (18 Jah­re und 14 Mona­te), Mann: OAT III, 10 ICSIS, 2 Fehl­ge­bur­ten

Als ich mich auf Insta­gram nach Frau­en umhör­te, die einen beweg­ten, lan­gen und muti­gen Kin­der­wunsch-Weg gegan­gen sind, wur­de mir Prin­ni genannt. Nach 3 nega­ti­ven ICIS und einer Fehl­ge­burt haben die bei­den die Hoff­nung nicht auf­ge­ge­ben. Die 10. ICSI schenk­te Prin­ni einen gesun­den Sohn. Wie durch ein Wun­der wur­de sie nach der Geburt noch­mals auf natür­li­chem Weg schwan­ger. Ihre Toch­ter hat sie in der 20. SSW lei­der durch eine Fehl­ge­burt ver­lo­ren.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Wer bist Du? Erzäh­le uns ein wenig über dich selbst.

Prin­ni:

Hal­lo, ich bin 36 Jah­re alt, lebe mit mei­nem Mann und mei­nen bei­den Kin­dern (18 Jah­re und 14 Mona­te) im schö­nen Ober­bay­ern. Im August 2017 sind wir tra­gi­scher­wei­se zu Ster­nen­el­tern gewor­den. Wenn ich nicht gera­de in Eltern­zeit bin, arbei­te ich als Erzie­he­rin in einem  Kin­der­gar­ten.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Was hast Du auf Dei­nem Kin­der­wunsch-Weg alles erlebt?

Prin­ni:

2 Jah­re Kin­der­wunsch ohne Erfolg

Unser Kin­der­wunsch bestand schon eine sehr lan­ge Zeit. Schon bald nach unse­rem Ken­nen­ler­nen (2002) und Zusam­men­zie­hen (2003), war uns klar, dass wir gemein­sa­me Kin­der haben möch­ten. Und wie es so ist, mach­ten wir uns anfangs kei­nen Stress. Nach­dem sich nach fast zwei Jah­ren immer noch nichts getan hat, ging ich zum Gynä­ko­lo­gen und ließ mich gründ­lich durch­che­cken. Es stell­te sich her­aus, dass ich kei­nen regel­mä­ßi­gen Eisprung hat­te und wur­de dann mit Hor­mo­nen etwas gepuscht. Lei­der brach­te es nicht den gewünsch­ten Erfolg.

Schlech­tes Sper­mio­gramm

Dar­auf­hin ging mein Mann zum Uro­lo­gen und kam lei­der mit schlech­ten Nach­rich­ten wie­der. Das Sper­mio­gram war sehr schlecht und die Dia­gno­se lau­te­te OAT III. Laut Uro­lo­gen soll­te eine spon­ta­ne Schwan­ger­schaft wie ein Lot­to­ge­winn sein und riet uns in die Kin­der­wunsch­kli­nik zu gehen. Wir ver­ein­bar­ten dort einen Ter­min, aber inner­lich sträub­te ich mich dage­gen. Eine künst­li­che Befruch­tung? Wir? Nie­mals! So kam es dann auch, dass ich nicht zum Ter­min erschien und mei­nen Mann, der direkt von der Arbeit hin­fuhr, allei­ne dort ste­hen ließ.

3 ICSIS und eine Fehl­ge­burt

Wir pro­bier­ten wei­ter­hin alles für uns mög­li­che. Vit­ami­ne, Ernäh­rung, Heil­prak­ti­ker, TCM, Ovu­la­ti­ons­test, Zyklus­mo­ni­to­ring„ Vari­ko­ze­le Op usw. Lei­der trat in den gan­zen Jah­ren kein Wun­der ein, sodass wir doch noch­mal einen Ter­min (2013) in der Kiwu ver­ein­bar­ten. Dies­mal war ich bereit und konn­te mich auch anfreun­den ein „künst­lich gezeug­tes“ Kind zu bekom­men. Im Okto­ber 2013 star­te­ten wir die ers­te ICSI. Total naiv dach­te ich tat­säch­lich, dass die­se sofort zum Erfolg führt. Die Ent­täu­schung war sehr groß als die Ärz­tin anrief und mit­teil­te dass es lei­der nicht geklappt hat. ICSI Nr. 2 war eben­falls nega­tiv. ICSI Nr. 3 brach­te uns eine kur­ze Schwan­ger­schaft die lei­der mit einer Missed Abor­ti­on in der 10.SSW ende­te.

7 wei­te­re ICSIS — 10. Ver­such posi­tiv und Geburt eines Sohns

Wir waren am Boden zer­stört, wag­ten aber schon bald wei­te­re ICSIs. Trotz lan­ger Sti­mu­la­ti­on war mei­ne Aus­beu­te an Fol­li­keln immer sehr spar­sam und von der Qua­li­tät nicht sehr berau­schend. Außer­dem wur­den erhöh­te Kil­ler­zel­len fest­ge­stellt, die evtl. die Ein­nis­tung ver­hin­der­ten. Hier­für bekam ich Infu­sio­nen auf Soja­öl­ba­sis. Auf­grund der hohen Medi­ka­men­ten­kos­ten und der gerin­gen Aus­beu­te ent­schlos­sen wir uns ab der 8. Behand­lung, für die ICSI natu­rel­le. Ganz natu­rel­le war es zwar nicht, aber mit weit­aus weni­ger Medi­ka­men­ten als bei der nor­ma­len Sti­mu­la­ti­on. Der ers­te Ver­such mit weni­ger Hor­mo­nen ende­te lei­der, trotz orgalu­tran, mit einer vor­zei­ti­gen Ovu­al­ti­on. Beim 10. Ver­such durf­ten wir dann tat­säch­lich einen posi­ti­ven Schwan­ger­schafts­test in der Hand hal­ten und 34 Wochen spä­ter (im Sep­tem­ber 2016) unse­ren gesun­den klei­nen Laus­bub.

Natür­li­che Schwan­ger­schaft mit Fehl­ge­burt in der 20. SSW

Wie durch ein Wun­der schlich sich Ende April 2017 unse­re klei­ne Toch­ter bei uns ein, die aber lei­der in der 20. SSW, durch einen Bla­sen­sprung auf­grund einer unent­deck­ten Infek­ti­on, zu den Engeln gereist ist.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Ich kann mir vor­stel­len, dass die Fehl­ge­bur­ten wirk­lich furcht­bar waren.

Prin­ni:



Nach jedem geschei­ter­ten Ver­such und eigent­lich auch bei jedem neu­en Zyklus hat­te ich einen Tief­punkt. Aber der schlimms­te Tief­punkt damals war wirk­lich, die Fehl­ge­burt nach dem drit­ten Ver­such. Die Hoff­nung, dass wir irgend­wann mit einem gesun­den Kind belohnt wer­den, hat uns vor­an­ge­bracht und zum wei­ter machen bewegt.

Dass unser klei­nes Wun­der­mäd­chen uns ver­las­sen hat, hat uns wie­der in ein tie­fes Loch gezo­gen, und noch sind wir dabei uns da irgend­wie raus­zu­ho­len.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Gab es neben den Tief­punk­ten noch ande­re Pro­ble­me in Bezug auf den uner­füll­ten Kin­der­wunsch?

Prin­ni:

In mei­nem Umfeld haben sehr vie­le, meh­re­re Kin­der bekom­men und oft hat mich jede neue Schwan­ger­schafts­ver­kün­dung sehr ver­letzt und trau­rig gemacht. Oft konn­te ich mich nicht rich­tig für ande­re freu­en, weil ich es so sehr für uns gewünscht hat­te und es bei ande­ren so ein­fach schien.

Die vie­len Ter­mi­ne für jeden Ver­such emp­fand ich anfangs auch als sehr stres­sig, weil ich nicht wuss­te wie ich es am bes­ten mit mei­ner Arbeits­zeit ver­ein­ba­ren soll­te ohne zu lügen.

Nach­dem es trotz Kli­nik nicht sofort geklappt hat, hat­te ich gro­ße Sor­gen ob wir uns wei­te­re Ver­su­che leis­ten kön­nen und auf­grund des Gel­des abbre­chen müs­sen.

 

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Gab es dabei auch etwas, das dir Mut und Kraft gege­ben hat?

Prin­ni:

Als ich damals im Inter­net über künst­li­che Befruch­tung recher­chiert habe, bin ich auf eini­ge Blogs gesto­ßen und habe dann selbst kommbaldzuuns.wordpress.de eröff­net. Der Aus­tausch mit ande­ren in der­sel­ben Situa­ti­on hat mir sehr gut getan. Außer­dem kann ich dort wie in einer Art Tage­buch alle für mich wich­ti­gen Gedan­ken und Erleb­nis­se notie­ren.

In unse­rem Trans­fer­raum in der Kli­nik stand ein schö­ner Spruch der zu uns sehr gut gepasst hat: „Nicht müde wer­den, son­dern dem Wun­der lei­se wie einem Vogel die Hand hin­hal­ten.“ Hil­de Domin

 

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch: 
Du hast sehr viel mit­ge­macht. Bist Du denn in all den Jah­ren mit dem uner­füll­ten Kin­der­wunsch offen umge­gan­gen?

Prin­ni:

Anfangs wuss­ten es nur unse­re engs­te Fami­lie und mei­ne bes­te Freun­din. Als wir aber in den Behand­lun­gen steck­ten war es für mich von Mal zu Mal schwe­rer irgend­wel­che Aus­re­den zu erfin­den um alle Ter­mi­ne in der Kiwu wahr­zu­neh­men. Ich weih­te daher mei­ne direk­ten Arbeits­kol­le­gin­nen und mei­ne Lei­tung ein. Für mich war es das Bes­te was ich machen konn­te. Sie zeig­ten sehr viel Ver­ständ­nis und so hat­te ich freie Bahn für mei­ne Ter­mi­ne und muss­te kei­ne Aus­re­den erfin­den. Mitt­ler­wei­le mache ich kein Geheim­nis mehr dar­aus und gehe sehr offen mit unse­rer Geschich­te um.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Wur­dest Du in Bezug auf den Kin­der­wunsch mit unsen­si­blen Fra­gen oder Kom­men­ta­ren kon­fron­tiert?

Prin­ni:

Hin und wie­der kamen schon Kom­men­ta­re die sehr unsen­si­bel waren. Bei­spiels­wei­se war­um wir denn solan­ge mit dem Nach­wuchs gewar­tet haben oder war­um wir uns das noch­mal antun obwohl unse­re gro­ße Toch­ter schon aus dem gröbs­ten raus ist. Nach­dem ich gesagt habe, dass nicht jeder das Glück hat schwan­ger zu wer­den, wenn er schwan­ger wer­den möch­te, und es kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit ist ein Kind zu bekom­men, bekam ich sogar ein „Ent­schul­di­gung“ zu hören.

Ich bin von sol­chen Kom­men­ta­ren genervt, aber den­ke mir ein­fach, dass die­ses The­ma für man­che ein­fach so fern ist, dass sie es nicht bes­ser wis­sen und es nicht aus Bos­haf­tig­keit sagen oder fra­gen.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Wel­che Tipps hast du für ande­re Paa­re mit Kin­der­wunsch?

Prin­ni:

Mir per­sön­lich hat TCM sehr gut getan. Die Tees waren zwar nicht sehr lecker, dafür fand ich tota­le Ent­span­nung bei der Aku­punk­tur und auch die emp­foh­le­ne Ernäh­rung war für mein Wohl­be­fin­den sehr gut. Mei­nem Mann wur­de gera­ten jeden Tag eine Hand­voll Wal­nüs­se zu essen, kei­ne zu engen Hosen zu tra­gen, auf Sau­na, hei­ße Bäder und Sitz­hei­zung weit­ge­hend zu ver­zich­ten.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Möch­test Du den Lesern sonst noch etwas mit auf den Weg geben? 

Prin­ni:

Auf jeden Fall wür­de ich raten, nicht so lan­ge zu war­ten, wie wir es getan haben. Außer­dem darf man sich auf dem Weg zum Kind nicht selbst ver­lie­ren. Pau­sen um wie­der Kräf­te und Mut zu sam­meln fin­de ich auch sehr wich­tig. Die­se haben wir uns am Ende nicht mehr gege­ben, weil wir Angst hat­ten Zeit zu ver­lie­ren.

 

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Ich wün­sche euch, dass ihr euch von den vie­len Schick­sals­schlä­gen erho­len könnt.Die Fehl­ge­bur­ten wer­den immer das Leben beglei­ten. Aber es ist schön, dass eure Hoff­nung auf ein gesun­des Kind belohnt wur­de. Ganz viel Glück für eure Fami­lie!
Vie­len Dank, dass du uns an dei­nem muti­gen Weg hast teil­ha­ben las­sen.

 

Bild­quel­le: Trau­er am Kin­der­grab © Dan Race – fotolia.com

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