Auf Umwegen zum Kinderglück: Vom unerfüllter Kinderwunsch über IVF bis zur Adoption
Eine Familie zu haben war für Tina König von Anfang an der Plan. Doch dann wurde sie einfach nicht schwanger. Was sie tat, um doch noch Mutter zu werden. Und warum sie froh ist, nie aufgegeben zu haben, hat mir die Buchautorin verraten. Der Weg führt über die IVF bis zur Adoption von zwei Kindern.
Von Kindheit an hatte ich einen Lebensplan. Heiraten und zwei Kinder zur Welt bringen.
Von Kindheit an hatte ich einen Lebensplan. Heiraten und zwei Kinder zur Welt bringen. Heiraten war nicht das Problem, aber ich wurde einfach nicht schwanger.
Nachdem wir monatelang erfolglos Sex nach Plan hatten, machten wir uns auf den Weg in eine Kinderwunschpraxis. Dort wurden wir komplett durchgecheckt. Mir wurde literweise Blut abgenommen, ich wurde gynäkologisch untersucht und mein Mann musste eine Spermaprobe abgeben. Aber es war nichts Auffälliges zu erkennen.
Parallel wurde mir zu einer Gebärmutterspiegelung geraten. Meine Eileiter und die Gebärmutter sollten begutachtet werden. Nach kurzem Überlegen ließ ich mich unter das Messer legen. Denn der Wunsch nach einem Baby war unendlich groß. Als ich aus der Narkose erwachte hieß die Diagnose Endometriose. Die Wucherungen konnten glücklicherweise komplett entfernt werden. Einer Schwangerschaft trotz Endoetriose stand nun nichts mehr im Wege.
Kinderwunschklinik: Zwei Insemination und 6 IVF
Die Kinderwunschpraxis empfahl uns eine Insemination. Der erste Versuch war negativ. Der zweite brachte uns unserem Ziel kurzzeitig näher. Ich war tatsächlich schwanger geworden! Allerdings nur fünf Wochen lang. Dann verabschiedete sich das Baby still und leise über eine starke Blutung und ließ mich alleine. Alleine mit meinem Schmerz und Kummer.
Parallel zu diesem Schlag platze meine Schwester und beste Freundin mit der Nachricht herein „wir erwarten ein Baby!“ Ich war fertig mit der Welt, am Boden zerstört, traurig, hilflos. Ich konnte nächtelang nur weinen und sah kein Land mehr in Sicht.
Zügig starteten wir wieder durch. In einer neuen Kinderwunschpraxis in Österreich und direkt mit einer künstlichen Befruchtung (IVF). Ich wollte so gerne auch schwanger sein. Und konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass der Bauch meiner Schwester nun dicker und dicker werden würde, wohingegen mein Bauch flach bleiben würde, leer, ohne Sinn.
Tagelang spritzte ich mir Medikamente, um die Eierstöcke zu stimulieren. Unter Vollnarkose wurden mir Eizellen entnommen und im Reagenzglas mit den Spermien meines Mannes befruchtet. Zwei befruchtete Eizellen konnten in meine Gebärmutter einziehen. Dann hieß es warten.
Das Ergebnis der IVF war negativ
Nach 14 endlosen Tagen das Ergebnis: Negativ. Keine Schwangerschaft, kein Baby, alles war umsonst gewesen.
Ich fiel in ein bodenloses Loch. So viele Erwartungen und Hoffnungen hatten wir in die Behandlung gesetzt. Und standen nun wieder ohne die Aussicht auf ein Kind dVon allen Seiten hieß es: Geht doch mal in Urlaub. Macht euch keinen Stress! Man kann auch ohne Kinder glücklich sein… Ich konnte die Sprüche irgendwann nicht mehr hören.
Mitten in diese untröstliche Zeit hinein wurde mein Neffe geboren. Glück und Freude bei meiner Schwester und meiner gesamten Familie. Nur ich konnte mich nicht freuen. Ich blieb auf Distanz, um mich zu schützen.
Wir machten weiter. Meine Psyche und unser Geld reichten für weitere sechs künstliche Befruchtungen. Jedes Mal aufs Neue eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Hoffnung und Vorfreude auf eine Schwangerschaft und der unermessliche Fall ins Nichts, Verzweiflung und Wut nach dem negativen Schwangerschaftstest. Nach 6 Jahren im Hamsterrad der Kinderwunschbehandlungen machten wir Schluss damit und verabschiedeten uns vom leiblichen Kinderwunsch.
Das Ergebnis der IVF war negativ
Nach 14 endlosen Tagen das Ergebnis: Negativ. Keine Schwangerschaft, kein Baby, alles war umsonst gewesen.
Ich fiel in ein bodenloses Loch. So viele Erwartungen und Hoffnungen hatten wir in die Behandlung gesetzt. Und standen nun wieder ohne die Aussicht auf ein Kind dVon allen Seiten hieß es: Geht doch mal in Urlaub. Macht euch keinen Stress! Man kann auch ohne Kinder glücklich sein… Ich konnte die Sprüche irgendwann nicht mehr hören.
Mitten in diese untröstliche Zeit hinein wurde mein Neffe geboren. Glück und Freude bei meiner Schwester und meiner gesamten Familie. Nur ich konnte mich nicht freuen. Ich blieb auf Distanz, um mich zu schützen.
Wir machten weiter. Meine Psyche und unser Geld reichten für weitere sechs künstliche Befruchtungen. Jedes Mal aufs Neue eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Hoffnung und Vorfreude auf eine Schwangerschaft und der unermessliche Fall ins Nichts, Verzweiflung und Wut nach dem negativen Schwangerschaftstest. Nach 6 Jahren im Hamsterrad der Kinderwunschbehandlungen machten wir Schluss damit und verabschiedeten uns vom leiblichen Kinderwunsch.
Antrag auf Adoption im Inland
Der Abschied vom leiblichen Kind war kein einfacher Schritt. Wir trauerten um unser Kind, das nie geboren werden würde. Viele Tränen flossen, aber wir fanden glücklicherweise recht schnell aus dem tiefen Tal wieder heraus. Wir waren uns einig. Wir wollten nicht kinderlos bleiben!
Zunächst informierten wir uns über die verschiedenen Möglichkeiten:
Inlandsadoption, Auslandsadoption, was kostet eine Adoption, wie alt sind die Kinder, wenn sie zu uns kommen usw.
Und stellten dann einen Antrag auf Adoption im Inland. Wir sahen es als Schicksal an, einem fremden Kind die Möglichkeit auf ein geborgenes und liebevolles Zuhause geben zu können.
Die Anerkennung über das Jugendamt war angenehm und bereichernd. Die Sachbearbeiterinnen waren unheimlich nett. Wir hatten angenehme Gespräche. Vor dem Hausbesuch war ich sehr aufgeregt und putzte die Wohnung so sauber, wie sie sicher noch nie war. Nach einem halben Jahr waren wir anerkannt und auf der Warteliste. Wir waren ganz baff, wie einfach es gegangen war. Und wir wussten, wir waren auf dem richtigen Weg. Wir mussten nur noch geduldig warten. Denn es waren noch viele Paare vor uns auf der Warteliste.
Aber wir konnten das Leben wieder genießen. Konnten uns treiben lassen, wir lernten wieder zu Lachen und zu Leben!
2 Adoptionen — Nun ist unsere Familie komplett
Nach drei Jahren Wartezeit war es dann soweit. Völlig unvorbereitet klingelte das Telefon und es schallte durch den Hörer: „Frau König, wir haben ein Kind für Sie. Es ist ein Junge und er ist kerngesund“. Mir wurde ganz anders. Ich zitterte, mir wurde heiß und kalt zugleich. Ich konnte es kaum fassen. Gefühle wie unglaubliche Freude, Staunen, aber auch eine klitzekleine Portion Angst vor dem was kommen würde. Ich rief meinen Mann an und abends lagen wir uns weinend vor Glück in den Armen.
Zwei Tage nach dem Anruf durften wir unseren Sohn sehen. Den Moment als er das erste Mal in meinen Armen lag werde ich nie vergessen! Es fühlte sich wunderbar vollkommen an. Nie wieder würde ich ihn loslassen. Es war uns sofort klar, dass dieses süße unschuldige Wesen, das ganz alleine auf dieser Welt war, bei uns ein zuhause finden würde!
Dann musste alles schnell gehen. Babyausstattung organisieren, die Familie und den Arbeitgeber informieren und sich innerlich darauf einstellen, dass man in Kürze zu Dritt sein würde.
Zehn Tage später holten wir unseren Sohn für immer zu uns nach Hause. Es war ein unbeschreibliches Gefühl! Wir hatten es lange nicht zu hoffen gewagt dies zu erleben. Heute wissen wir, das Kämpfen über all die Jahre hatte sich gelohnt! Drei Jahre später hatten wir erneut das große Glück unseren zweiten Sohn adoptieren zu können. Nun ist unsere Familie komplett. Das Schicksal hat es unendlich gut mit uns gemeint!
Heute leben wir ein ganz normales Familienleben mit 2 kleinen Kindern. Sie sind unser Ein und Alles und wir würden sie nie mehr hergeben! Sie sind unsere Kinder! Beide wachsen mit dem Wissen auf, dass sie eine Bauchmama haben, die sie geboren hat. Gerade im jeweiligen ersten Fotoalbum unserer Kinder sind Fotos aus den ersten Tagen ganz wichtig, um ihre Herkunft und ihre Ankunft bei uns immer wieder zu besprechen. Dies ist mal mehr, mal weniger ein Thema im täglichen Leben.
Meine Erfahrungen in einem Buch: Auf Umwegen zum Kinderwunsch
Mit Beginn der ersten Behandlung in der Kinderwunschpraxis hatte ich das Bedürfnis, meine Gedanken, Bedenken und Sorgen niederzuschreiben. Ich nannte es „therapeutisches Schreiben“. Dies half mir, die schwere Zeit der Kinderlosigkeit und die damit verbundenen traumatischen Erfahrungen besser zu verarbeiten.
Über die ganzen Kinderwunsch-Jahre hinweg hatte ich nach Büchern von Frauen gesucht, die ähnliches erlebt und mitgemacht hatten. Ich fand zwar viele Bücher zum Thema Kinderwunsch auf dem Markt, jedoch drehte sich darin alles um verschiedene Diagnosen, Symptome und Behandlungen. Erfahrungsberichte entdeckte ich jedoch kaum.
So entstand nach Ende unseres langen Weges, der für uns so positiv ausging, der Wunsch, selbst ein solches Buch zu schreiben. Ich möchte damit anderen Menschen Mut machen bis zum Ende durchzuhalten und eventuell auch ein Umdenken zuzulassen. Man ist mit dem Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ nicht alleine auf dieser Welt. Nur spricht leider kaum jemand darüber.
Mehr zu Tina: www.tinakoenig.de
Vom unerfüllten Kinderwunsch bis zur Adoption: Meine Tiefpunkte und was mir Mut machte
Der absolute Tiefpunkt während unserer Kinderwunschbehandlung war die Nachricht meiner Schwester, dass sie ein Kind erwartet. Diese Mitteilung riss mir völlig den Boden unter den Füßen weg. Zumal es recht am Anfang unserer Kinderwunsch-Karriere geschah.
Ich versuchte von Versuch zu Versuch meine Schwester mit einer Schwangerschaft einzuholen, schaffe es aber nicht. Als mein Neffe zur Welt kam konnte ich tagelang nur weinen. Ich verstand einfach nicht, warum sie so einfach ein Kind bekommen konnte, während wir Monat für Monat darum kämpften.
Nur dank der lieben gleichgesinnten Mädels des Forums www.wunschkinder.de und mit der Hilfe einer Psychologin kam ich wieder auf die Beine. Als 3 Jahre später meine Nichte geboren wurde und ich immer noch ohne Kind dastand, schaffte ich es psychisch besser, dies zu verkraften.
Ich wurde kurz nach der Hochzeit immer wieder drauf angesprochen, warum ich den heute Abend nur Apfelsaftschorle trinken würde und keinen Alkohol. Ich wurde regelrecht beobachtet, welches Glas ich in der Hand hielt. Immer mit dem Grinsen, ob es denn etwas zu berichten gäbe.
Mich hat das extrem genervt, zumal ich mir ja selbst nichts sehnlicher gewünscht hätte, als nur Apfelsaftschorle trinken zu dürfen. Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen direkt darauf zu antworten, dass es leider etwas schwieriger wäre mit dem Schwanger-Werden und wir in Kinderwunschbehandlung seien.
Daraufhin kam meist nur ein verschämtes Lächeln und das Thema war erledigt.
Ich habe festgestellt, dass sich viele Menschen, die diese Erfahrung selbst nicht durchmachen mussten, nicht nachvollziehen können, wie man sich in dieser Situation fühlt. Umso hilfreicher ist es, sich auch mit anderen Betroffenen auszutauschen, die in einer ähnlichen Lage stecken.
Mir persönlich half es immer wieder auch andere Wege anzudenken und zuzulassen. Wäre eine Adoption für mich nicht in Frage gekommen, wäre mir der Kinderwunsch-Weg sicher viel schwerer gefallen, denn ich hätte gewusst, es MUSS klappen mit der künstlichen Befruchtung.
Dadurch, dass ich früh andere Wege (zumindest in Gedanken) zugelassen habe, hatte ich immer einen Plan B für mich.
Ich habe mich immer an den Gedanken geklammert, dass ich, egal auf welchem Weg, irgendwann ein Kind haben würde. Ich war von Anfang an nicht versteift auf ein leibliches Kind und konnte mir schon früh ein adoptiertes Kind vorstellen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir auch bereits früher mit der Adoption begonnen, aber mein Mann wollte alle Möglichkeiten ausreizen.
Mir half es aber auch sehr zu wissen, dass mein Mann eine Adoption zum gegebenen Zeitpunkt auch sehr offen gegenüber stehen würde.
Ein weiterer wichtiger Halt war für mich das Wunschkinder-Forum. Hier konnte ich mich mit betroffenen austauschen, verbrachte teilweise halbe Nächte im Forum und fieberte mit den Mädels mit, die gerade in einem neuen Versuch steckten. Sogar richtige Freundschaften entstanden und diese neuen Verbindungen gaben mir Halt, gaben mir das Gefühl nicht alleine zu sein mit dem Problem des unerfüllten Kinderwunsches.
Wir selbst sind von Anfang an recht offen mit unserem unerfüllten Kinderwunsch umgegangen. Wir sind sehr froh und dankbar, dass unsere Familien und einige enge Freunde uns auf diesem Weg begleitet haben und uns zu jeder Zeit bei unseren Plänen unterstützt haben und ein offenes Ohr für uns hatten.
Mein Arbeitgeber wusste nichts von unseren Behandlungen, das war eigentlich auch der schwierigste Punkte, die Behandlungen mit den Arbeitszeiten zu koordinieren. Ich hatte in dieser Zeit viele Magenverstimmungen, Erkältungen, Rückenschmerzen, die einfach nur erfunden waren, da es terminlich nicht anders ging.
Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
Danke das du auch meine Geschichte fast zu 100% aufgeschrieben hast.
Hallo und danke für den tollen Artikel.
Die Künstliche Befruchtung ist eine Möglichkeit für die man sich nicht Schämen muss.
Ich werde mich hier informieren.
VG Frank