Persönliche Erfahrungen mit künstlicher Befruchtung: Der lange Weg zum Wunschkind mit IVF
In diesem bewegenden Artikel teilt Ela ihre sehr persönlichen Erfahrungen mit der künstlichen Befruchtung. Sie beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt des Wartens und Hoffens, die Herausforderungen der IVF und die Bewältigung der Unsicherheiten bei negativen Ergebnissen.
Sie gibt Einblick, wie sie sich nach jedem Versuch neue Ziele setzte, um nicht den Mut zu verlieren und ihren Kampfgeist aufrechtzuerhalten. Am Ende wurde die lange Reise nach 13 Jahren und 10 Versuchen belohnt.
Mehr Über Ela:
Ela ist 36 Jahre alt. Mit ihrem Mann ist sie seit 2007 zusammen und seit 2014 verheiratet. Sie lebt in der Nähe von Köln. Auf Instagram findet ihr Ela unter: @elas__life__
Unser langer Weg zum Wunschkind: Eine Reise durch Höhen und Tiefen mit künstlicher Befruchtung
Da mein Mann und ich immer früh Kinder haben wollten, haben wir 2009 die Pille abgesetzt und es drauf ankommen lassen. Zusammen mit meinem damaligen Frauenarzt haben wir bis 2014 verschiedene Hormontherapien durchlaufen oder verschiedene Zyklustees getrunken. Eine Gebärmutterspiegelung oder Ähnliches hat er damals für unsinnig gehalten.
2014 nach unserer Hochzeit wurde ich spontan schwanger – es war die erste Eileiterschwangerschaft mit Herzschlag im Eileiter — ich musste sofort operiert werden. Ich geriet an eine zauberhafte Ärztin, die während meiner OP beide Eileiter untersuchte und mir empfahl, mich an eine Kinderwunsch Klinik zu wenden, da die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Wege schwanger zu werden sehr gering war. 2015 war dann der erste Termin in meiner ersten Kiwu-Klinik.
Meine Erfahrungen mit künstlicher Befruchtung bis 2023:
- 3 Kliniken und 5 Ärzte
- 4 IVF
- 10 Transfers von meist 2 Blastozysten
- 2 Eileiterschwangerschaften
- 1 Windei
- 7 Frühaborte
Ich habe gefühlt alles in der Zeit ausprobiert, was ich konnte, um mich auf eine erneute IVF oder einen Kryo-Transfer vorzubereiten. Von diversen Untersuchungen wie Killerzellen, Gerinnung, Bauch- und Gebärmutterspiegelung, Röntgen der Gebärmutter, bis hin zu verschiedenen unterstützenden Maßnahmen wie Omegaven, Akupunktur, Cortison, Tees, und und und habe ich alles ausprobiert wozu mir geraten wurde.
Man versucht einfach alles! Teilweise war ich bei 4 verschiedenen Ärzten gleichzeitig, um an diverse Untersuchungen oder Mittel ranzukommen (Klinikarzt, Frauenarzt, Immunologe, Arzt für Akupunktur, manchmal noch Hausarzt.
Ich hatte so viele Termine neben meiner beruflichen Tätigkeit, dass es mich regelrecht gestresst hat. Ich musste auf so viele Medikamente und Vitamine achten und mir selbst einen Plan schreiben, wann ich was zu welcher Uhrzeit nehme. Der reinste Horror!
Persönliche Erfahrungen mit künstlicher Befruchtung: Warten und Hoffen
Da ich nie Probleme hatte mit den Hormonen war für mich persönlich die schlimmste Zeit ab Transfer. Das Warten und nichts tun zu können war schlimm. Ich habe nach jedem Transfer bereits 3 Tage danach angefangen zu testen, weil ich es nie abwarten konnte.
Auch hier gibt es verschiedene Methoden wie man testet und mit welchen Tests es am besten funktioniert. Letztendlich haben wir Kiwu-Mädels regelrechte Studien daraus gemacht. Man hat sich einfach die Zeit vertrieben. Bei mir war dann meist nach nicht langer Zeit wieder Schluss. Nachdem die Tests anfangs gestiegen sind, fielen sie dann wieder ab und ich verlor das kleine Wunder wieder.
Ich fand die erste Eileiterschwangerschaft und die Negativ-Versuche nach der ersten IVF persönlich am schlimmsten, weil man da noch gar nicht damit umgehen kann und so viel Hoffnung hatte. Nach jedem weiteren Versuch stumpft man ab, so hart es auch klinkt.
Ich habe mir aber immer vor jedem Transfer neue Ziele gesetzt nach dem Motto „wenn das nicht klappt, versuche ich das oder das“ oder „wenn das nicht klappt, fliegen wir in den Urlaub“. Ich brauchte immer schon vorher ein neues Ziel vor Augen, um mich weiterkämpfen zu lassen. Ich durfte nicht in ein Loch fallen.
Ein Tag geweint und am nächsten Tag ging es weiter. Das war sehr wichtig für mich.
Die großen Herausforderungen bei unerfülltem Kinderwunsch
Emotional ist es eine Achterbahnfahrt der Gefühle, erst die Hoffnung, dann das Positive und dann das „ach ne doch nicht“ – die reinste Hölle. Körperlich nimmt man durch die Hormone immer mehr zu und lässt sich aufgrund der emotionalen Ebene immer mehr gehen. Man fällt immer mehr in ein tiefes Loch.
Finanziell ist es auch eine so große Belastung, denn man investiert so viel Geld in etwas, was letztendlich wieder nicht geklappt hat und natürlich denkt man automatisch darüber nach, was man hätte damit machen können. Es ärgert und verletzt einen.
Nebenbei haben wir noch ein komplettes Haus umgebaut und mussten dort auch einiges reinstecken. Man fühlt sich einfach unfair behandelt und versteht nicht, warum andere Glück haben und man selbst nicht.
Die Krankenkassen unterstützen 3 Versuche zwischen 50% und 100%, dass sind allerdings nur die Standartleistungen. Zusätzlich kommen natürlich noch so viele andere Kosten dazu, das geht in die Tausende pro Versuch.
Auch mit der Arbeit war es kein einfaches Spiel, denn ich musste mir jedes Mal frei nehmen und so einfach geht das natürlich auch nicht, was zusätzlicher Stress ist. Die genommenen freien Tage möchte man eigentlich auch für einen Urlaub investieren, wo hier die Erholung dann auch wieder wegfällt. Es ist einfach alles ein schlimmer Kreislauf, der extrem auf die Psyche geht.
Auswirkungen des unerfüllten Kinderwunsches auf Beziehung und soziales Umfeld
Als Paar hat uns der unerfüllte Kinderwunsch einerseits schon sehr zusammengeschweißt und unsere Beziehung intensiviert, andererseits hab ich mich oft allein gelassen gefühlt, weil mein Mann natürlich ganz normal seinen Alltag durchführen konnte.
Ich musste immer zwischen den Terminen und der Arbeit pendeln oder versuchen mir frei zu nehmen, ich musste mir teilweise auf der Arbeit Hormonspritzen setzen und schauen, dass das niemand mitbekommt und zu guter Letzt hatte ich auch die ganzen schmerzen nach einer Spiegelung oder einer IVF. Aber letztendlich konnte mein Mann da ja nichts für. Er hat mich so gut es geht unterstützt, aber mehr konnte er nicht machen.
Ich habe mich bei allen Freunden zurückgezogen, die Kinder hatten. Es hat einfach zu weh getan. Es sind einige Freundschaften dadurch auseinandergebrochen, weil ich das einfach nicht mitansehen konnte, wie glücklich man mit Kind ist.
Da ich mich von allem zurückgezogen hatte, habe ich keinerlei Unterstützung gewollt. Meine Unterstützung waren Gleichgesinnte, also meine Kiwu-Community. Der Austausch hat mir sehr geholfen und mich motiviert weiterzumachen.
Der Umgang mit dem unerfüllten Kinderwunsch und Konfrontation mit unsensiblen Kommentaren
Anfangs waren wir sehr verschlossen und haben zu allen gesagt, wir würden uns noch Zeit lassen und wollen lieber noch reisen und Spaß haben im Leben. Mittlerweile gehen wir damit sehr offen um, und jeder der uns fragt, bekommt eine ehrliche Antwort. Das Thema wird einfach zu sehr unter den Tisch gekehrt, daran muss sich was ändern.
Und man wird häufig mit unsensiblen Kommentaren konfrontiert. Von „langsam wird’s aber Zeit“ bis „schießt dein Mann nur mit Luftpatronen“. Die Leute denken ja auch sie wären extrem lustig. Anfangs haben wir so getan, als fänden wir es auch lustig oder einfach zu einigen Aussagen genickt, mittlerweile konfrontieren wir die Menschen und sagen ganz klar was Sache ist und die Gesichter dann sind einfach unbezahlbar. Die Leute müssen merken, dass sowas nicht geht.
Das Ende einer langen Reise: Erfolg bei der letzten IVF
Die letzte und erfolgreiche IVF war komplett anders. Zum ersten Mal habe ich einen Arzt getroffen, der mir das Gefühl gab, er hätte alles im Griff und ich solle nur das tun, was er sagt. Gesagt getan!
Ich habe die Immunologie trotz erhöhter Killerzellen außer Acht gelassen, habe keine zusätzlichen Vitamine genommen und mich ausschließlich gesund ernährt. Da ich mich nur auf einen Arzt konzentrieren musste, war ich tiefen entspannt und das so sehr, dass ich vor dem Transfer weder Hoffnung noch misstrauen hatte.
Ich habe einfach alles auf mich zukommen lassen. Man hört immer von den Aussagen „wenn du nicht dran denkst, passiert es.“ Ich finde das ist der schlimmste Spruch, den man einem Kiwu-Paar mit auf dem Weg geben kann, denn welches Paar denkt nicht an die Hoffnung, die Enttäuschung und einfach an die Angst niemals ein Kind zu bekommen.
Aber bei diesem Transfer habe ich gemerkt, dass es tatsächlich so ist. Mit diesem Spruch ist die Psyche gemeint, sie spielt einfach eine so große Rolle im Leben (nicht nur beim KiWu) und das unterschätzt man oft. Nach 13 Jahren Kinderwunsch kann man sagen, dass ich/wir abgehärtet waren. Wir hatten einfach keine Gefühle mehr zu diesem Thema, waren abgestumpft und wollten uns schützen vor dem nächsten Negativ.
Man muss dazu sagen, dass wir eigentlich aufhören und abschließen wollten, aber meine Community mich dazu überredete noch einen allerletzten Versuch bei diesem tollen Arzt durchführen zu lassen – also machten wir das und versprachen uns:
DAS WIRD DER LETZTE VERSUCH WERDEN!
💛
Ende Oktober 2023 kam Elas Kind zur Welt — herzlichen Glückwunsch !!
Fazit nach den Erfahrungen mit der künstlichen Befruchtung: persönliche Tipps für andere Paare
Mein persönlicher Tipp wäre, besucht mehrere Kliniken und sucht euch die aus, wo ihr euch am wohlsten fühlt. Lasst euch nicht gleich eine IVF/ICSI nach der anderen aufschwatzen. Ein guter Arzt sucht erst nach dem Problem und macht dann einen Versuch – nicht umgekehrt!
Hört auf Euer Bauchgefühl. Wenn Ihr Euch nicht wohl fühlt, wechselt die Klinik. Sobald Ihr das Gefühl habt, Ihr seid nur eine Nummer in der Klinik – wechselt.
Viele Kliniken betreiben Massenabfertigungen und gehen nur nach Schema F, wenn ihr das erlebt, denkt bitte nicht dass das normal ist. Wenn ihr das Gefühl habt, ihr braucht eine Pause, dann nehmt sie euch.
Pausen sind wichtig und gut. Jede Frau hört die tickende Uhr und möchte so schnell es geht schwanger werden, aber Euch läuft eher die Zeit weg wenn ihr einen Versuch nach dem anderen macht, aber gestresst und nicht mit dem richtigen Arzt, als wenn ihr euch eine Pause gönnt und eventuell wechselt und dies dann zu Eurem Wunder führt.
Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
Liebe Ela, danke für deine berührende Geschichte!!
Mich würde interessieren, was du sonst anders gemacht hast beim letzten Mal und welche Kinderwunschklinik die letzte war?
Von Herzen wünsche ich auch das Allerbeste für den Start in ein neues Leben mit eurer kleinen Familie!!
Alles Liebe,
Alara
Hallo
Darf ich fragen in welchem Bundesland der tolle Arzt ansässig ist? Liebe Grüße