Wir — mit oder ohne Wunschkind
Ungewollt kinderlos: Wenn dieser Zustand das Leben prägt
Eines haben alle Geschichten im Buch „Wir – mit oder ohne Wunschkind“ gemeinsam, das Leben der Paare ist geprägt von ungewollter Kinderlosigkeit. Schließlich konnte aber jedes Paar für sich einen konstruktiven Umgang damit finden. Die einen, indem sie verschiedene Formen von Familie gegründet haben, die anderen als Paar ohne Kinder.
Ein weiterer Schwerpunkt im Buch: Alle Paare fühlen sich dem christlichen Glauben zugehörig, der auf ihrem Kinderwunsch-Weg eine wesentliche Rolle spielt.
Neben den persönlichen Geschichten kommen Experten zu Wort, die medizinische, therapeutische und theologische Aspekte ergänzen. Auch Anna Koppri erzählt im Buch von ihrem eigenen Weg. Gerne möchte ich einen Textauszug daraus vorstellen.
Die große Sehnsucht einmal Mutter zu sein
Schon seitdem ich ein kleines Mädchen war, erfüllt mich die große Sehnsucht, einmal Mutter zu sein. Wenn mich jemand fragte, was ich vor meinem Tod noch erleben möchte, sagte ich: „Mein eigenes Kind im Arm halten.“
Ich war schon immer fasziniert von dem Gedanken, dass ein Menschlein in mir heranwächst und ich als Frau die Möglichkeit habe, die Grenzerfahrung einer Geburt zu erleben. Ein Freund nannte mich manchmal „die Mutter ohne Kind“, weil ich scheinbar eine natürliche Mütterlichkeit ausstrahle, wenn ich mit Kindern zusammen bin.
Wir versuchen monatelang schwanger zu werden
Jetzt, mit Anfang dreißig, versuchen mein Mann und ich schon monatelang, schwanger zu werden. In unseren Flitterwochen haben wir noch überlegt, dass es doch schön wäre, wenn das Kind im Sommer Geburtstag habe, weshalb wir ein Jahr nach der Hochzeit im Herbst mit der Familienplanung beginnen wollten.
Doch langsam wird mir schmerzlich bewusst, dass ich diese vermeintliche Familienplanung alles andere als selbst in der Hand habe. Jeder Zyklus zieht sich schier endlos in die Länge, mir kommt es vor, als würde ich seit Jahren warten. Immer wieder diese Gefühlsachterbahn von Hoffen und Warten, meinen Körper ganz genau zu beobachten, jedes kleinste Zipperlein auf eine mögliche Schwangerschaft hin im Internet zu recherchieren, und dann, beim Einsetzen der Periode, falle ich in ein Loch. Ich muss die Hoffnung für diesen Monat loslassen – wieder 28 Tage, die sich vergeblich anfühlen. Mein Kinderwunsch bestimmt mittlerweile mein ganzes Denken, und innerlich definiere ich mich über den empfundenen Mangel.
Warum die und nicht ich?
Die Gesichter der glücklich wirkenden Mütter mit ihren stolz zur Schau gestellten Babykutschen, die mir täglich scharenweise begegnen – selbst schuld, wenn man im kinderreichsten Stadtteil Europas wohnt –, verziehen sich für mich zu gehässigen Fratzen. Wortlos scheinen sie mir zu verstehen zu geben: Ich habe es geschafft, ich bin Mutter. Und du, wer bist du?
Ja, wer bin ich eigentlich? Habe ich überhaupt eine Lebensberechtigung, ohne mich fortzupflanzen? Ist es nicht mein Auftrag, fruchtbar zu sein und mich zu vermehren? Bin ich eine richtige Frau, wenn mein Körper das nicht kann? So oder ähnlich setzen sich diese Gedankengespinste in mir fort, und ich muss mich jedes Mal zwingen, da auszusteigen.
Wenn ich Teenagermüttern oder müden, überforderten Frauen begegne, die ihre Kinder unsanft zum Bus zerren oder anschreien, denke ich: Warum die und nicht ich?
In meinem Freundeskreis sind gefühlt alle schwanger oder gerade Eltern geworden. Vor meinen eigenen Bemühungen konnte ich mich mit jeder von ihnen freuen. Jetzt fällt es mir immer schwerer, schwangere Freundinnen zu besuchen oder den Einladungen zu Babypartys nachzukommen.
Das Buch: Wir — mit oder ohne Wunschkind
Bildquellen:
Titelbild: Anna Koppri (Buchtitel)
Girl holding hands with her mother © Canva
Woman having stomach issues © Canva
Cupcakes for a babyshower © Canva
Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
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